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Beitrag vom 22.09.2011
Vergiss dein Ende. Kinostart 22. September 2011
Katharina Meier
Die bekannte Darstellerin Renate Krößner verkörpert in dem Drama eine Mittsechzigerin, die sich aufopferungsvoll um ihren an Demenz erkrankten Ehemann kümmert und sich dabei fast selbst vergisst.
Nico Woche schrieb das Drehbuch zu "Vergiss dein Ende" an der Filmhochschule Konrad Wolf als Abschlussarbeit zu einem sensiblen Thema, das von Regisseur Andreas Kannengießer in diesem preisgekrönten Drama umgesetzt wurde.
Wir werden ZeugInnen im Alltag einer betroffenen Familie: Hannelore (Renate Krößner) kümmert sich seit vier Jahren um Klaus (Hermann Beyer) und stößt allmählich an ihre Grenzen. Die Pflege der Angehörigen, die in vielen Familien zu Hause erfolgt, wird vom Regisseur in ihrer vollen Tragik, doch ohne viel Sentimentalität, dargestellt.
In nüchternen Aufnahmen erleben wir eine Frau, die wegen der großen psychischen wie physischen Belastung eines Tages am Ende ihrer Kräfte ist. Was Hannelores Alltag für unvorstellbare Belastungen birgt, ist sich wohl keiner in ihrem Umfeld bewusst. Sie hat ihren einstigen Ehemann, mit dem sie so viele Erinnerungen und glückliche Jahre teilte, längst verloren.
Stattdessen erwarten sie tagtäglich Anschuldigungen, Beschimpfungen und tätliche Angriffe ihres Ehemanns, der sie an manchen Tagen nicht einmal mehr erkennt, wenn er überhaupt ansprechbar ist.
Verständlich, dass sich Hannelore nach Freiheit sehnt. Sie verlässt Hals über Kopf ihre Wohnung und Klaus, um ihrem Nachbarn Günther (Dieter Mann) zu folgen. Was sie zu diesem Zeitpunkt nicht weiß: Günther hat seinen Lebensgefährten vor kurzem an Krebs verloren und ist auf dem Weg nach Rügen, um seinem Leben dort im Ferienhaus, wo er schöne Tage mit Bernhard (Martin Seifert) verbrachte, ein Ende zu setzen.
In Berlin kümmert sich indes Heiko (Eugen Krößner), der Sohn des Ehepaars, geduldig um seinen demenzkranken Vater.
Zwei entkräftete Menschen stärken einander
Zwei einsame Seelen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, sehen sich mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Sie brechen aus ihrem Alltag aus und stoßen auf der Insel erneut an ihre Grenzen, wo sich unerwartete Szenen abspielen. Wider Erwarten gelingt es Hannelore, zu Günther durchzudringen. Die beiden fassen Vertrauen zueinander und kehren gestärkt nach Berlin zurück, wo sie sich ihren Problemen stellen müssen.
Andreas Kannengießer und Nico Woche, Absolventen der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf", ist ein Drama gelungen, in dem es einem beeindruckenden SchauspielerInnensemble gelingt, den Charakteren auf sehr sensible Weise ein hohes Maß an Authentizität einzuhauchen. Die Mischung aus nüchterner Erzählweise und Authentizität berührt die ZuschauerInnen wohl am meisten.
Der Film soll die Probleme der Pflege von Angehörigen in all ihren Facetten ergründen. Verzweiflung, Überforderung, Anstrengung und Erschöpfung belasten die Angehörigen und lassen sie meist früher sterben, wie der Regisseur Andreas Kannengießer in einem Interview anmerkt.
Die Betroffenen suchen meist viel zu spät Hilfe von außen, weil sie es moralisch nicht mit sich vereinbaren können, ihre Lieben in ein Pflegeheim zu geben. Der Film soll dazu dienen, der Gesellschaft zu zeigen, dass fremde Hilfe manchmal unumgänglich ist.
Die Vorpremiere des Dramas lief bereits am Welt-Alzheimer-Tag, den 21. September 2011.
Auch im wahren Leben waren Hermann Beyer und Renate Krößner ein Paar. Der Sohn der beiden steht erstmals mit seinen Eltern vor der Kamera.
AVIVA-Tipp: Vergiss dein Ende ist eine ergreifende Geschichte einer von Demenz betroffenen Familie, die durch ein großartiges Schauspielerensemble besonders authentisch verkörpert wird.
Zum Regisseur: Andreas Kannengießer wurde 1978 in Nordhausen geboren und wuchs in Bergen auf Rügen auf. Nach dem Abitur 1996, einem Praktikum als Zahntechniker, Zivildienst als Müllsammler und ersten Filmen begann er eine Lehre beim NDR in Hamburg. Dem Umzug nach Berlin folgten Assistenzen in Regie, Casting, Produktion, sowie prägende Kontakte zu Filmemachern. 2004 begann er ein Regiestudium an der HFF "Konrad Wolf" in Potsdam-Babelsberg. "Vergiss dein Ende" ist sein Diplomfilm.
(Quelle: Presseinformation)
Vergiss dein Ende
D 2011
94 Minuten
Regie: Andreas Kannengießer
Drehbuch: Nico Woche
Produktion: Anna Wendt Filmproduktion (AWFP)
DarstellerInnen: Renate Krößner, Dieter Mann, Hermann Beyer, Martin Seifert, Eugen Krößner, Nadine Pasta
Verleih: Basis-Film Verleih GmbH
Kinostart: 22. September 2011
Der Film im Netz: www.vergiss-dein-ende.de